Hoppeditz

Der Hoppeditz, mit dessen Erwachen am 11.11. auf dem Marktplatz vor dem Rathaus die offizielle Karnevalssession beginnt, ist eine typisch Düsseldorfer Narrenfigur.

Sie wurde später auch von anderen Karnevalsstädten übernommen. Der Erzschelm war verwandt mit Till Eulenspiegel und Nachfahre vielleicht des Hofnarren.

Auf jeden Fall war er vorher schon in der rheinischen Fastnacht bekannt als Hanswurst.
  Hoppeditz
     
Er genoß in Düsseldorf so hohes Ansehen, daß ihm 1841 auf dem Karlsplatz sogar ein Denkmal gesetzt wurde.
Es blieb dort allerdings nur bis 1860.

Der alte Text zum Bild war bewußt in (Narren-)Spiegelschrift gehalten.

Auf einem Sockel, zu dem einige Stufen hinaufführten, stand zwischen vier bunten Säulen mit Narrenköpfen als Kapiteln auf einem Faß die lebensgroße Figur des vielbesungenen Narren, einen Weinpokal in der Hand. Die Säulen trugen einen kastenartigen, mit Glückswürfel, riesiger Schellenmütze, Flaschen und Windmühlen gekrönten Baldachin.
 
Hoppeditz-Denkmal
auf dem Karlplatz

     
Bei der Enthüllung des Denkmals, so ist überliefert, öffneten sich unter dem Helau des großen Narrenvolkes, die Klappen des Oberbaues und heraus flogen 200 weiße Tauben, die die Karnevalsgrüße Düsseldorfs auf Zettelchen am Halse in die Welt hinaustrugen. Abends zog zu Ehren des Beschützers der Narrheit ein prächtig kostümierter Fackelzug durch die Stadt zum bengalisch beleuchteten Denkmal, wo ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Hoppeditz-Gardisten mit trichterförmigen Filzhüten, Kleidern in Narrenfarben, Hellebarden mit Eulen auf der Spitze und Stockfischen als Seitengewehr hielten die Ehrenwache.

Vorübergehende, die lachten, Bemerkungen oder sonstige schwerwiegende Respektwidrigkeiten begingen, wurden arretiert und ins Schilderhaus gestellt. Sie konnten sich aber im Gnadenwege wieder loskaufen, und zwar die Männer durch Viertelkannen Bier und junge Mädchen durch einen Kuß".

Nach längerem Schlaf erwachte der Hoppeditz 1935/36 zu neuartigem Leben. Ursprünglich wurde sein Erwachen in geschlossener Gesellschaft im Saal gefeiert - die Karnevalisten stimmten sich an diesem Tag auf die Session ein. Stadt- und Apollo-Theater erlebten manchen Auftakt dieser Art. Nun aber ging dieses Ereignis auf Anregung des damaligen Prinzen Hermann II. (Kluthe) und des Präsidenten der Großen Karnevalsgesellschaft Eduard Czwoydzinski, in und vor dem Hause an der Stephanienstraße über die Bühne, in dem beide wohnten. Franz Paschmann ließ damals den Hoppeditz wiederaufleben. Auf Vorschlag von Leo Statz, dem Präsidenten des Karnevalsausschusses der Stadt, wurde Hoppeditz Erwachen dann 1937 zum ersten Mal als Volksfest auf dem Burgplatz vor dem alten Schloßturm gefeiert. Seit dem Krieg kehrt der Stadtnarr stets auf dem Marktplatz ins Leben zurück.
 

Hoppeditz
Auch vom Rathausbalkon
hält der Hoppeditz seine Rede

Dessen Seiten bemalten so berühmte Zeitgenossen wie Andreas Achenbach, Wilhelm Camphausen und Emanuel Leutze mit Szenen aus einem Hoppeditz-Lied.

Die Hymne ("Seine Eltern selig strebten / Nach der Narrheit Ruhm und 4 lebten / In Düsseldorf, der guten Stadt...") stammte aus dem erstmals 1829 erschienen Liederbüchlein ‚ Schellenklänge, in dem sich auch Karnevalslieder von Freiligrath, Hoffmann von Fallersleben, Müller von Königswinter und großen Karnevalisten finden.
   
     

 

Wohlbeschirmt der Erznarr und seine Anhänger Wohlbeschirmt der Erznarr und seine Anhänger

Bevorzugter Platz der Symbolfigur des Düsseldorfer Winterbrauchtums ist das Jan-Wellem-Denkmal.

Hoch vom Sockel oder auch vom "Pähd" des Kurfürsten zieht der Hoppeditz in der Regel vor etlichen tausend Zuschauern alle möglichen und unmöglichen Düsseldorfer Ereignisse durch den Kakao, und das Stadtoberhaupt hat nicht immer einen leichten Stand, darauf vom historischen Balkon des Rathauses gleich witzig und humorvoll zu antworten.
Am Aschermittwoch ist dann auch für den Hoppeditz wieder alles vorbei. Bei seiner "Beerdigung" an diesem Tag zog früher nach dem offiziellen Fischessen, mit dem die Fastenzeit begann, ein wunderlicher Fackelzug zum Karlplatz. Die Narren hatten, zum Zeichen der Trauer, ihre Mäntel gewendet, trugen also das Futter nach außen. Eine mitgeführte Strohpuppe, die den Hoppeditz darstellte, wurde mit wehmütigen Abschiedsworten und hoffnungsvollem Blick auf die Wiederkehr am nächsten 11.11. auf einem Scheiterhaufen verbrannt.
   
Heulen und Wehklagen: Heulen und Wehklagen:
Trauerzug bei der Hoppeditz-Beerdigung im Park des Stadtmuseums

Anschließend ertränkten die Karnevalsvereine ihren Kummer in den umliegenden Gastwirtschaften. Heute nimmt man vornehmlich in geschlossener Gesellschaft, bei einem piekfeinen Fischessen, Abschied von Hoppeditz und Karneval. Dabei wird ebenfalls eine Puppe unter herzzerreißendem Wehklagen den Flammen oder einem Sarg überantwortet. Besonders laut geweint und geklagt wird alljährlich im Garten des Stadtmuseums, wo vor allem die Mitglieder des Heimatvereins "Düsseldorfer Weiter", des Narrencollegiums, der "Alde Düsseldorfer" und der Spiesratze Berge von Taschentüchern verbrauchen.
Die Idee, den Hoppeditz nach langem Schlaf wieder erwachen zu lassen, wurde mitte der dreißiger Jahre im "Posthorn" geboren. Angehörige der "Vereinigten Karnevalsgesellschaften" , die sich zu einem Umtrunk trafen, steckten ein Mitglied des Vereins "Ähnste Kähls" in einen Schließkorb und beförderten ihn im Triumphzug samt Requisiten zur Stephanienstraße, wo Prinz Hermann II. am 11.11., 11.11 Uhr, die Huldigung entgegennahm.

Über Herkunft und Schreibweise der Kultfigur des Düsseldorfer Karnevals streiten sich nach wie vor die Gelehrten. Ursprünglich wurde die Personifizierung des Winterbrauchs ohne "t" geschrieben, also Hoppediz. Den Namen führen die einen auf HippeDotz zurück: Eine "Hipp" (Ziege) war früher in Düsseldorf das beliebteste Haustier des kleinen Mannes, der "Dotz" eine Murmel, mit der sich die Kinder vergnügten.

Da im Karneval vieles umgekehrt gemacht wird, man denke nur an den närrischen Gruß (Hand an die linke Stirnseite statt an die rechte), wurde auch, so die Verfechter dieser Theorie, der "HippeDotz" in "Hoppeditz" umgewandelt. Andere wieder, und ihre Version scheint korrekter, leiten den Namen des Narren von "hoppe" (hüpfen) und "Diz" oder " Ditz" (kleine Person, Knirps, Kind) ab.

Das Rheinische Wörterbuch führt unter "Hoppenditz" unter anderem "Kindskopf" an. Und das ist unser Hoppeditz, der mit erfreulicher Respektlosigkeit seine Meinung zu sagen pflegt, nun wahrhaftig nicht.

Wie dem Prinzen Karneval sind auch Lieder seinem Vasallen, dem Hoppeditz, gewidmet. Das früheste und vielleicht bekannteste ist "Das Lied vom dem närrischen Herrn Hoppeditz" von v. Worringen ( Melodie: "Prinz Eugen, der edle Ritter") aus dem Jahre 1841.
   

 

2008 - der Hoppeditz bekommt wieder sein Denkmal

Die vom Förderverein Düsseldorfer Karneval geförderte und von Bert Gerresheim erschaffene Bronze-Skulptur ist etwa 3,30 Meter hoch . Der Unterbau besteht aus närrischen Kappen und Hüten, darunter die der Schelme Grog, Charlie Rivel und Charlie Chaplin. Zwischen vier großen Narrenschellen ... erhebt sich eine „Kappen-Hüte und Maskensäule“, auf welcher der Hoppeditz hockt – in Form einer Kollage aus Kronen, Mitren, Kappen, Mützen und Hüten findet sich hier ein Beieinander gewichtiger und weniger wichtiger Kopfbedeckungen ... Darüber türmen sich unterschiedliche Narrenmasken als Verweis auf unser aller Maskeradentheater. Den Narrenthron bilden “Das Lob der Torheit„ von Erasmus von Rotterdam, das Ulenspiegelbuch (u.a.) und die große Narrenkappe. In seiner Rechten hält der Hoppeditz die Pritsche, in seiner Linken den Spiegel
 

Hoppeditz
Hoppeditz-Denkmal
Zollstraße 9, Garten,
40213 Düsseldorf

     

 

 

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